Warum habe ich eigentlich das Bedürfnis, jedesmal, wenn ich Lesetipps mit euch teile, erst herauszutrööten, dass ich ja eigentlich Buchhändlerin bin? ES WÄRE AUCH OKAY, WENN DU EINFACH GERNE LIEST, Steffi. Aber dieses Buchwurm-ige, das dafür gesorgt hat, dass ich ab dem Kindergarten viel eher versteckt mit einem Buch aufzufinden war als draussen am spielen (wä, Natur!), ist wirklich tief in mir verankert.
Und auch wenn ich es liebe, täglich über Beauty zu schreiben:
Es kommt nichts an das Glücksgefühl heran, wenn ich nach 20 Seiten eines neuen Buches merke: «Das wird ein toller Ritt!».
Und ich habe wieder mal drei wirklich, WIRKLICH tolle Bücher für dich an Lager, zu denen ich offenbar erst mal fett einen Disclaimer hinlegen muss, denn: Ich lese eigentlich alles auf Englisch (in den USA aufgewachsen, kann viel schneller auf Englisch lesen als auf Deutsch, bla bla bla), und ich habe erst jetzt beim Schreiben dieser Review gemerkt, dass
a.) Alle drei Romane noch nicht auf Deutsch erhältlich sind und
b.) Alle drei Romane Erstlingswerke sind! Verrückt, oder?
Weil ich sicher nicht die Einzige bin, die auf Englisch liest, kommt die Review nun trotzdem… und mein Lieblingsbuch aus dem Trio ist immerhin schon auf Deutsch angekündigt, tra la la. Und mit dem starten wir auch gleich!
DER HISTORISCHE «WHODUNNIT»
Sarah Penner: The Lost Apothecary, Harper Collins Verlag (2021), 24.90 Franken
Oooh, schon wieder ein Erstlingsroman? In «The Lost Apothecary» wird die Geschichte einer geheimen Apotheke erzählt, die im London des 18. Jahrhunderts einen… ziemlich speziellen Kundenstamm hatte. Die mysteriöse Nella verkauft nämlich Gift, perfekt kaschiert als Unfall oder Herzinfarkt, und hilft damit unterdrückten Frauen, ihre Peiniger (meist ihre Ehemänner) aus dem Weg zu räumen. Als ein zwölfjähriges Mädchen namens Eliza bei ihr auftaucht, um Gift zu holen für ihre Hausherrin, geschieht ein fatales Missgeschick… und das Geschäft von Nella droht aufzufliegen.
Das erfahren wir alles, weil die Amerikanerin Caroline gerade ihren zehnten Hochzeitstag alleine in London verbringt und mit dem möglichen Ende ihrer Ehe hadert. Nachdem sie zufällig am Ufer der Themse auf einen kleinen Glasflakon stösst, macht sie sich auf, mit Hilfe einiger neuer Freunde das Geheimnis dahinter aufzudecken.
Ich bin ganz ehrlich… die Story selbst, die ständig 200 Jahre hin- und her-bounced, ist manchmal fast ein bisschen gar einfach gestrickt. Und die Hauptfigur in der heutigen Zeit, die unglücklich verheiratete Caroline, die etwas gar kitschig «sich selbst findet», möchte man zwischenzeitlich e bitz schütteln, während sie ihrer historischen Detektivarbeit nachgeht.
Aber all in all ist The Lost Apothecary ein sehr kurzweiliges Abenteuer mit spannenden Figuren und einer Kern-Story, die einen total packt.
DIE UNTERHALTSAME APOKALYPSE
Bethany Clift: Last One at the Party, Hodder & Stoughton Verlag (2021), 24.90 Franken*
*erscheint im September 2021 auf Deutsch: Die Letzte macht das Licht aus
Yay! Ein Buch über das Ende der Welt, wie wie sie kennen! Partytüten-Emoji! Ich lieeeebe sogenannte «postapokalyptische Literatur» – und trotz Pandemie kann ich diesen Stories vom Überleben und Hoffnung schöpfen und neue Skills entwickeln immer noch total viel abgewinnen.
«Last One at the Party» von der Erstlingsautorin Bethany Clift mixt die Einsamkeit von Will Smith in «I am Legend» mit einer heutigen Bridget Jones-Heldin, die plötzlich (und das heisst: innert 10 Tagen) als einzige Überlebende in London durch die Strassen läuft, nachdem ein tödlicher Virus die Menschen hingerafft hat. Und ja, das Buch spielt NACH der Covid-Pandemie im Jahr 2022, ist also manchmal fast schmerzhaft aktuell… aber so gut geschrieben, dass man völlig vergisst, panisch zu werden ab der eigenen Situation und krass mit der namenlosen Hauptfigur mitfiebert.
Überlebens-Fähigkeiten gleich Null. Ein Faible für Alkohol und Drogen. Und kein Plan, was sie nun anstellen soll. Erste (betrunkene) Idee: In ihr Lieblings-Hotel The Dorchester zu fahren, wochenlang von Minibar-Nüssli und Champagner zu leben… und dann einen Plan schmieden, wie es weitergehen soll. Spoiler alert: There’s a golden retriever involved, too!
Gibt es noch weitere Überlebende? Und will sie selbst überhaupt noch leben, wenn nicht? Diese grossartig geschriebene, seltsam optimistische Story hat mich total gepackt – und hat richtig Spass gemacht zum Lesen.
DAS MYSTISCHE FAMILIENEPOS
Kawai Strong Washburn: Sharks in the Time of Saviors, Macmillan Verlag (2021), 34.90 Franken
Es ist unglaublich schwierig, dieses Buch zu beschreiben, ohne dass es sich völlig crazy anhört. Aber ich probiers!
Der erste Roman des Hawaiianischen Schriftstellers Kawai Strong Washburn handelt von einer einheimischen Familie mit drei Kindern: der sportliche Dean, sein jüngerer Bruder Noa und die kleine Schwester Kaui. Die Familie lebt hart an der Armutsgrenze, die Eltern sind als Natives zwar auf den modernen Hotel-Anlagen-Tourismus angewiesen, weil es sonst keine Jobs hat… aber im Alltag sind sie tief geprägt sind von der Spiritualität ihrer Vorfahren, bei denen es Geister, Mythen und Halbtote gibt.
Schon bei der Geburt von Noa kündigen die Geister an, dass er etwas Besonderes ist. Und als er dann als Siebenjähriger bei einem Bootsausflug vor der Insel ins Meer fällt, von Haien umzingelt wird und darauf hin nicht getötet, sondern ehrfürchtig von den Haien an Land gebracht wird – wird dieser zu einer Art Kultfigur, weil er über Kräfte verfügt, die den Menschen helfen können.
Die Story handelt darum, wie die drei Geschwister mit dieser krassen Situation umgehen: Alle drei flüchten zwar als junge Erwachsene aufs Festland der USA rüber, kommen aber von ihrer Geschichte ihrer Vorfahren nicht los.
Es ist ein wundervolles, exotisches, trauriges, beeindruckendes Buch – der Hawaii auf eine (für mich) ganz neue Art darstellt. Richtig, richtig schön!
LIFE GOALS: DIESE ALTE LADY ZU WERDEN
Ich entschuldige mich nochmals dafür, dass es diese Bücher erst in Originalsprache Englisch zu kaufen gibt, aber ein kleiner Tipp:
Bethany Clift und Sarah Penner lassen sich (meiner Meinung nach) recht easy auch auf Englisch lesen, wenn man nicht sooooo sattelfest ist. Bei Kawai Strong Washburn ist die Sprache selbst nicht ganz ohne und sehr blumig… aber durchaus lohnenswert! einheimischen Dialekt der Hawaiianer schreibt.
Und immer, wenn ich Lesefutter liefere hier auf Hey Pretty, will ich gleich im Gegenzug was von dir, denn: Nichts geht über persönliche Empfehlungen!
Hast du in letzter Zeit einen tollen Roman gelesen? Hinterlasse uns einen Kommentar, damit wir alle noch mehr Inspiration haben!
From bookworm to bookworm – Happy Wednesday. Und jetzt schon: Frohe Auffahrt!
Diese drei neuen Romane von Bethany Clift, Sarah Penner und Kawai Strong Washburn sind im gut sortierten Buchhandel auf Englisch erhältlich. Bisher ist erst Bethany Clift’s Buch auf Deutsch angekündigt.
P.S.: Die coolen GIFs sind übrigens von der Illustratorin Nazaret Escobedo und sind auf GIPHY zu finden!
9 Comments
Hey fellow bilingual bookworm! Auch ich freue mich aufs Lesen über Auffahrt.
Bin gerade an „Klara and the Sun“ von Kazuo Ishiguro (die Handlung ist noch ein bisschen „meh“ bis jetzt) und Ich versuche den „The Lamplighters“ von Emma Stonex noch ein bisschen länger zu widerstehen… Als Sachbuch lese ich „Hormone Repair Manual“ von Lara Briden, was ich allen Frauen ü45 wärmstens empfehlen kann.
Dankävillmal, Andrea… direkt die zwei Romane gekauft und auf den Kindle gebeamt, und die Lara Briden in old-skool Buchform bestellt, weil: NACHSCHLAGEWERK! 🙂 Thanks so much und Happy #leseauffahrt!!!
Carissima Steffi, «The Lost Apothecary» ist definitiv etwas für mich 🙂 Danke für den Tipp und uuu-schönen Feiertag morgen, Grüessli Claudia
Hm, ich bin mir jetzt nicht so sicher ob wir einen ähnlichen buchgeschmack haben, aber vielleicht freuen sich ja andere über meine tipps. Ich nenne ein paar autorinnen von denen ich schon mehr als ein buch gelesen habe. Clare empson, josie silver, rosie walsh, barbara leciejewski. Krimis von inge löhnig, petra ivanov oder auch deborah crombie. Schöne auffahrt mit gutem lesestoff
Danke dir, liebe Bettina!!!
Hey Liebe. Danke vielmals für die tollen Tipps, das Buch mit dem Dorchester Hotel ist auf jeden Fall was für mich … ich habe während den Frühlingsferien DER TAUSCH von Julie Clark gelesen. Richtig gut und spannend. Es geht um zwei starke Frauen, welche am Flughafengate das Ticket tauschen, ohne dass sie was über die andere Frau wissen. Anscheinend wird das Buch bald in Hollywood verfilmt.
Barbara! So super, habs auch gleich auf die Liste genommen! Bacibaci!
In Case You Missed It. Wie alle Bücher von Lindsey Kelk ist auch dieses ein Garant für Lachmuskelkater.
Oooooh, hab‘ ich mir grad notiert! Danke, Crystel!